Andjelka Dokic (29) aus der stationären Akutpflege

Andjelka Dokic (29) aus der stationären Akutpflege

Bei der Pflege ist die Kommunikation mit Patient:innen zentral, sagt Andjelka.
Empathie und psychische Unterstützung seien aber genauso wichtig für die Genesung wie die medizinische Behandlung, erzählt die gebürtige Serbin im Pflegeprofi-Gespräch. Ihre Aussicht: eine Weiterbildung.

Andjelka, wie bist du in der Pflege gelandet?

Ich arbeite mittlerweile seit vier Jahren in der stationären Akutpflege in den Schmieder Kliniken. Meine Ausbildung habe ich allerdings in meinem Heimatland Serbien gemacht. Dort wusste ich schon seit der Grundschule, dass ich Menschen helfen möchte. Verwandte von mir haben in der Pflege gearbeitet, woraus mein Interesse für einen medizinischen Beruf entstanden ist. An der Arbeit als Pflegerin fand ich gut, kranke Menschen begleiten zu können und für sie da zu sein.

Kannst du noch ein bisschen genauer erklären, wieso du dich für die Pflege entschieden hast und wie du dann in Deutschland gelandet bist?

Es ist ein großartiges Gefühl für mich zu sehen, wenn Menschen wieder gesund werden. Neben meinem Wunsch, Kranken beizustehen, finde ich die Arbeit mit ihnen einfach interessant. Man lernt jeden Tag etwas Neues, von den Menschen und auch in der Medizin. In Serbien ist es sehr kompliziert, nach der Ausbildung in der Pflege zu arbeiten. Deshalb hatte ich mich dazu entschieden, nach Deutschland zu kommen. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut. Im Vergleich zu Serbien hat man hier mehr Zeit für die Menschen und die Pflege. Deshalb sind die Patient:innen hier auch zufriedener, was mich motiviert.

 

Reisen wir kurz etwas in der Zeit zurück – wie hast du deinen ersten Ausbildungstag empfunden?

In den ersten Tagen war es aufregend mit den Patient:innen zu arbeiten, sich mit ihnen zu unterhalten und weiße Klamotten zu tragen. Es war interessant zu üben, Blut abzunehmen und den Blutdruck zu messen, denn das war alles neu für mich. Aber die Ausbildung war auch sehr herausfordernd. Wir hatten viele Praktika und Prüfungen – ich habe zwischendurch auch mal daran gezweifelt, dass ich das schaffe. Trotzdem hatte ich von Anfang an das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe mich immer in der Pflege gesehen. Es ist einfach der richtige Beruf für mich.

Welche Aussichten gibt es deiner Meinung nach für das Berufsbild in Deutschland?

Obwohl das Pflegesystem in Deutschland gut funktioniert, glaube ich, dass es immer etwas zu verbessern gibt. Wir können noch viel mehr erreichen – die Pflege ist ein spezifischer Beruf, in dem man immer improvisieren und etwas Neues lernen kann. Auch mit der fortschreitenden Technologie ändert sich vieles schnell, zum Beispiel in Bezug auf Hilfsmittel für Patient:innen. Mit diesen wird es vielleicht irgendwann möglich sein, dass Angehörige die Pflege selbst übernehmen. Aber bei allen Entwicklungen bleibt die Kommunikation zwischen uns und den Patient:innen immer das Wichtigste.

Gehen wir noch ein bisschen tiefer: Was ist der Sinn deiner Arbeit?

Ohne uns wären medizinische Behandlungen sehr schwierig – wir sind eine große Unterstützung für die Patient:innen. Wir sind für sie da, wenn sie ängstlich sind und beruhigen sie. Neben den Behandlungen sind Empathie und psychische Unterstützung genauso wichtig für die Genesung. Das gilt auch für die Angehörigen, wenn sie sich nicht vorstellen können, wie es weitergehen soll. Zudem ist es auch essenziell, dass wir die Ärzt:innen unterstützen, die alle wichtigen Entscheidungen treffen. Ohne die Pflege wäre das schwierig.

 

Was motiviert dich jeden Tag dazu, dein Bestes zu geben?

Mich motiviert besonders, wenn Patient:innen gesund werden und dann auch gesund nach Hause gehen. Die Fortschritte der Patient:innen und die Zufriedenheit ihrer Angehörigen sind meine Motivation. Aber gleichzeitig ist es auch wichtig, das Privatleben von der Arbeit zu trennen. Es ist nicht immer einfach nach Hause zu gehen und zu vergessen, dass jemand schwer krank ist. Aber ich gehe gleichzeitig glücklich und zufrieden nach Hause, wenn es meinen Patient:innen besser geht und wir zusammen gelacht haben. Dann freue ich mich schon darauf, am nächsten Tag weiterzumachen.

Wie erfährst du dabei Wertschätzung im Berufsalltag?

Wertschätzung erhalten wir wirklich oft von Patient:innen und Angehörigen. Das schönste Gefühl ist es, wenn Patient:innen entlassen werden und wir dann einen Brief oder Karten erhalten, in denen uns gedankt wird. Häufig schreiben Patient:innen, dass sie sich gut gepflegt gefühlt haben. Manchmal bekommen wir auch Süßigkeiten geschenkt. Zudem hat mich mein Team ganz toll akzeptiert und integriert.

Woher nimmst du die Kraft, jeden Tag alles zu geben? Hast du einen Ausgleich zur Arbeit?

Wenn man privat zufrieden ist, ist man auch bei der Arbeit zufrieden – zumindest ist das bei mir so. Man merkt den Menschen an, wenn Privates mit auf die Arbeit genommen wird. Man darf natürlich unzufrieden sein, aber dann ist ein gutes Team sehr wichtig, das auch mal etwas übernimmt oder einem den Rücken stärkt. Mein persönlicher Ausgleich ist vor allem mein Mann, meine Familie, mein Hund und die Natur. Wenn ich weiß, dass zu Hause jemand auf mich wartet, bin ich glücklich und bekomme gute Laune. Dann kann ich auch besser arbeiten.

Wie weit möchtest du in der Pflege noch gehen? Hast du bereits eine Weiterbildung absolviert?

Bisher habe ich mich darauf konzentriert, Erfahrungen zu sammeln und meine Sprache zu verbessern. Aber ich habe auch schon mehrere Fortbildungen gemacht. Als nächsten Schritt wäre ich sehr interessiert an einer Weiterbildung zur Pflegerin in der Neurologie – wir haben hier eine neurologische Rehaklinik. Ich finde es wichtig, neurologische Krankheiten richtig zu verstehen, da das die Pflege dieser Patient:innen einfacher macht.

Welche Vorurteile gegenüber Pflege würdest du gerne aus der Welt schaffen?

Manchmal witzeln Patient:innen darüber, dass Pfleger:innen nicht pünktlich oder auch unfreundlich wären. Dass wir uns gleich kümmern würden, sei eine Lüge. Aber das stimmt nicht. Wir stehen unter starkem Zeitdruck und daher kommt es aus Zeitmangel zur Unpünktlichkeit, nicht aus Unfreundlichkeit.

Was ist das Besondere an der Pflege im Landkreis Konstanz?

Das Besondere hier ist vor allem die Lage. Die Natur ist wichtig für mich, um in den Pausen runterzukommen, und für die Patient:innen: ihrer Genesung hilft es sehr, draußen in einer schönen Umgebung spazieren gehen zu können – den See zu sehen und Sonne zu genießen.

Was liebst du an deiner neuen Heimat?

Mir gefallen die Arbeit und das System dahinter sehr gut. Ich fühle mich sehr sicher und mir wird immer geholfen, wenn ich ein Problem habe. Ich schätze außerdem die Natur und dass es den Tieren in Deutschland viel besser geht als in Serbien. Am Bodensee zu leben und zu arbeiten ist etwas Besonderes.